Wir brauchen mehr Standards!
Bei der Fußball WM 2018 fielen 21 der 39 Tore nach Standardsituationen, also mehr als jeder zweite Treffer. Und wie so häufig, gilt diese Fußballweisheit auch im wahren Leben und ebenso für die Verpackungswirtschaft.
Standards beim Fußball sind deshalb so erfolgreich, weil eine Spielsituation, die nach einem ruhenden Ball folgt, intensiv geübt und wiederholt werden kann. So gibt es die Spezialisten, die ständig gute Ecken schießen oder den Ball beim Freistoß sicher ins Toreck zirkeln. Ein Standard ist also ein reproduzierbarer Prozess, der durch die fixen Ausgangsbedingungen, das Üben und Wiederholen Verlässlichkeit und Sicherheit bietet.
In der Technik- und Wirtschaftswelt stehen die ISO-, EN- und DIN - Normen für diese Vereinheitlichung. Hier werden Standards festgelegt; Abläufe, verlässliche, reproduzierbare Prozesse, nach denen geprüft, beurteilt und eingeordnet wird. Sicher erscheint uns das umfangreiche Normenwerk manchmal lästig, aber durch eine sichere, einheitliche Regelung, die für alle gilt, werden die Prozesse in Produktion, Handel und Logistik viel einfacher und vor allem auch wirtschaftlicher.
Was hat das nun mit einem unserer Lieblingsthemen: „Verpackungen maximal gut recyclingfähig zu machen“ zu tun?
Die Beurteilung darüber, ob eine Verpackung sehr gut recyclingfähig ist oder nicht treffen, laut Verpackungsgesetz die Entsorger bzw. die Dualen Systeme, nach einer von der Zentralen Stelle vorgegebenen „Orientierungshilfe zur Bemessung der Recyclingfähigkeit von systembeteiligungspflichtigen Verpackungen“. Und viel mehr als eine Orientierungshilfe ist es auch nicht, denn wie sonst ist es zu erklären, dass die beiden aktuell größten Dualen Systeme ein und dieselbe Verpackung hinsichtlich der sehr guten Recyclingfähigkeit deutlich unterschiedlich bewerten? Wo bleiben da die Sicherheit und Verlässlichkeit?
Und, da sind wir uns doch sicher einig, das ist das völlig falsche Signal für die veränderungswillige Branche der Verpackungshersteller. Solange nicht Sicherheit und Transparenz, hinsichtlich der Beurteilung einer maximal recyclingfähigen Verpackung besteht, ist doch kein Abfüller bereit, die hohen Investitionen, die mit einer Umstellung z.B. auf Monomaterial einhergehen, zu leisten.
Statt, dass jedes der Dualen Systeme und auch der Handel sein eigenes Süppchen kocht, sollte es dringend, ein nach einem gemeinsamen, einheitlichen Standard offenes Label geben, das ohne Lizenzgebühr vergeben wird. Auf diesem Weg kann auch der Verbraucher wieder mit ins Boot geholt werden, der über eine eindeutige Kennzeichnung sieht, dass die Verpackung sehr gut recyclingfähig ist und in das werkstoffliche Recycling geht. Das bringt sicher mehr verlorenes Vertrauen in die Recyclingbranche zurück, als die Flut von Kennzeichnungen, Siegeln und Stempeln, die sich im Moment jeder selbst ausdenken darf.