"Das löst sich einfach auf!" Kompostierbarkeit vs. Zauberei
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Keine Verpackung löst sicheinfach auf! Und so ungern wir es auch einräumen: Keine Verpackung,ist die beste Verpackung.
Wir sind aber auch realistisch genug, zu wissen, dass der Lebensstandard, den wir heute in Deutschland pflegen, nicht ohne Verpackungen funktioniert. Die Produkte, die meist unter Einsatz von weit mehr Ressourcen als die jeweilige Verpackung hergestellt wurden, müssen ausreichend beim Transport und Verkauf geschützt werden. Schutz ist die wichtigste Funktion der Verpackung. Schutz gegen Verderb, Verunreinigung, Diebstahl, Schäden während des Transports, usw.
Die aktuelle aufgeregte Diskussion um Verpackungen führt jetzt aber leider auch dazu, dass mittlerweile Produzenten und Abfüller vor der Verpackung geschützt werden müssen. Also nicht direkt vor der Verpackung, aber vor Versprechungen, die die Hersteller von dem vermeintlich besten Verpackungsmaterial machen. Ganz konkret geht es um kompostierbare bzw. biologisch abbaubare Verpackungen.
Was wissen Sie über AS 5810, ASTM D6400 oder DIN EN 13432?
Das sind alles Prüfstandards für kompostierbare oder biologisch abbaubare Kunststoffe. Aber Vorsicht, denn die Prüf- und Zertifizierungsvoraussetzungen sind sehr verschieden. Es gelten immer definierte Prüfbedingungen hinsichtlich Zeit und Temperatur, die in der Realität meist nicht eingehalten werden können. Weder in einem Gartenkompost, den sowieso nur wenige Haushalte besitzen, noch in den industriellen Kompostieranlagen. Und auch die derzeit so beliebten Folien aus Zellglas, sind nur bedingt kompostierbar und haben vor allem im Altpapier nichts zu suchen, da das Material keine für das Papierrecycling verwertbare Fasern enthält.
Und selbst wenn ein Packstoff die Kriterien für Kompostierbarkeit erfüllt, muss das noch lange nicht für die gesamte Verpackung gelten. Denn dazu gehört ja meist auch ein Etikett, diverse Druckfarben und Klebstoffe und auch diese Einzelkomponenten müssen als kompostierbar zertifiziert sein.
Fazit: Kompostierbarkeit ist möglich, aber eben keine einfache Universallösung. Wir fordern viel mehr Transparenz und Ehrlichkeit der Packmittelhersteller, damit die nachhaltige Verpackung auch glaubwürdig bleibt.
Online Bonus:
Zarte Gemüter überlesen bitte diesen Absatz, denn eines der erstaunlichsten Produkte ist der biologisch abbaubare Hundekotbeutel. Jeder Hundebesitzer ist verpflichtet, die Hinterlassenschaften seines Tieres aufzusammeln und zu entsorgen. Diese Pflicht trifft ja vor allem, die Hunde, die sich an der Straße, auf dem Gehweg oder an der Baumscheibe erleichtern. Hier sollten die Verdauungsprodukte mit einem Beutel eingesammelt und entsorgt werden. Kunststoffbeutel haben sich dafür als sehr praktikabel erwiesen, die Entsorgung erfolgt in die jeweils am schnellsten erreichbare Mülltonne (idealerweise die eigene graue Tonne oder auch der öffentliche Müllbehälter). All die anderen glücklichen Hunde, die ihr Geschäft an einem Feldrand oder im Wald erledigen dürfen, sollten das genau dort tun. Der stinkende Haufen dient vielen Mikroorganismen durchaus wieder als Nahrungsgrundlage und zersetzt sich, da ja eh schon halb verarbeitet, innerhalb weniger Wochen in freier Natur zu Biomasse. Zumindest die Haufen, die nicht vom Hundebesitzer säuberlich aufgesammelt und im kompostierbaren Biotütchen am besten an den nächsten Ast gehängt oder an den Wegesrand gelegt wurden. „Wieso? Der Beutel ist doch aus Bioplastik und löst sich auf, oder?“