Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie man einer Person Wertschätzung entgegenbringen kann. Üblicherweise durch Lob und Anerkennung. Oder einer Person zu vertrauen, sie mit einer herausfordernden Aufgabe zu betrauen, weil man sich sicher ist, dass sie das schafft und es gut macht.
Oder, und das ist vor allem im Arbeitsumfeld sehr wichtig, kann und sollte Wertschätzung durch finanzielle Anreize ausgedrückt werden.
Und da sind wir mitten im Thema, das die Branche zurzeit sehr bewegt: der Fachkräftemangel. Selten gab es so viel Nachfrage nach VerpackungsingenieurInnen wie aktuell. Ob große Marken oder Klein- und Mittelstand, Lebensmittel oder Non Food, Maschinenbau oder Verpackungshersteller - alle suchen.
Und da sollte man doch meinen, dass die Unternehmen nichts unversucht lassen, sich die angehenden IngenieurInnen bereits im Pflichtpraktikum während des Studiums, spätestens jedoch bei der Bachelor- oder Masterarbeit zu schnappen und sie mit entsprechender Wertschätzung und Anreizen schon früh an sich zu binden?
Das Gegenteil ist aber leider der Fall.
Die Erwartungen sind natürlich hoch: direkte Mitarbeit in den Abteilungen, Projekte eigenverantwortlich betreuen und nebenbei noch die Nachhaltigkeitssparte aufbauen und in das Unternehmen integrieren, das sind schon herausfordernde Aufgaben für angehende Verpackungsingenieure, die sich für wenige Monate in der Praxis bewähren wollen. Betreuung, Anleitung und Wertschätzung? Die ersten beiden Punkte nur selten ausgeprägt und letzterer, vor allem in Form eines adäquaten finanziellen Ausgleichs? Nicht vorhanden.
Sehr viele Unternehmen entlohnen ein Praktikum nur mit 450 - 500 € pro Monat. Das bedeutet, dass für die Studierenden ein Ortswechsel für ein Praktikum oft gar nicht möglich ist. Bereits das Zimmer im Studentenwohnheim kostet, je nach Stadt, bis zu 800 €, ein Umzug oder eine Wohnung am Unternehmensstandort kann sich von dem Minijobbergehalt niemand leisten. Die Studierenden bleiben also zwangsläufig in den Städten, in denen sie bereits studieren und kämpfen um die raren Praktikumsplätze vor Ort.
Doch Vorsicht! Die Branche ist überschaubar, man trifft sich immer zweimal und sicher ist das knauserige und wenig wertschätzende Unternehmen nicht die erste Wahl für die hochqualifizierten AbsolventInnen der Verpackungstechnik.
Also, Wertschätzung heißt auch die Begegnung auf Augenhöhe und nicht als Bittsteller um eine angemessene Entlohnung kämpfen zu müssen.