Verpackungsanforderungen des Handels - fast gar nichts machen reicht auch
In unserer Kolumne letzten Monat haben wir Ihnen Beispiele und Bilder versprochen, aber zwischendurch flatterte uns das mehr als 25 seitige Pamphlet der REWE Group mit dem Titel „Leitlinie für umweltfreundlichere Verpackung“ auf den Schreibtisch. Das können wir nicht unkommentiert lassen!
Und um das gleich vorweg zu nehmen, es ist nicht nur die REWE Group, die solch eine Leitlinie ausgibt. Auch Aldi, Edeka, Netto, Lidl und alle anderen Handelsunternehmen geben offiziell oder inoffiziell Verpackungsanweisungen an ihre Lieferanten raus.
Schon der Einstieg lässt uns den Mund vor Staunen offenstehen: „Unser Ziel ist es, bis Ende 2030 zu 100% umweltfreundlichere Eigenmarkenverpackungen einzusetzen.“
Wow, so schnell? Und wieso ist der Erreichungsgrad mit 100 % so niedrig gesteckt? Vorsicht Ironie!
Denn wenn man sich die 25 Seiten aufmerksam durchliest, stellt man fest, dass Selbstverständlichkeiten wie das Einsparen von Material oder die kontinuierliche Optimierung von Verpackungen als erkenntnisreiche Ziele für mehr Nachhaltigkeit herhalten müssen.
Dabei macht es sich die REWE Group viel zu leicht, denn um Ende 2030 für das oben gesetzte Ziel Erfolg zu vermelden, muss lediglich eines dieser Kriterien erreicht werden: Reduzierte Materialmasse, Möglichkeit des Recyclings, Einsatz von Sekundärrohstoffen, von alternativen Materialien oder von zertifizierten Rohstoffen.
Das Ganze ist deshalb so ärgerlich, weil die Botschaft, die REWE hier verteilt ganz klar die Anforderungen sind, die sich aus dem Verpackungsgesetz ergeben, also keineswegs auf einer eigenen Idee der Nachhaltigkeit beruhen. Und an keiner Stelle wird erwähnt, was der Handel selbst leisten kann, damit es einfacher ist, umweltfreundlichere Verpackungen einzusetzen, wie z.B. die Akzeptanz eines geringeren Mindesthaltbarkeitsdatums.
Sämtliche Bemühungen hinsichtlich einer umweltfreundlicheren Verpackung werden komplett auf die Verpackungslieferanten übertragen.
Nur gut, dass zumindest schon einmal die Frage der Kosten geklärt ist, denn die sinken doch, wenn die Hersteller weniger Material einsetzen, nicht wahr? Vorsicht, keine Ironie, sondern real gestellte Frage… Jetzt mal ehrlich, lieber Handel, da geht deutlich mehr im Sinne der Umwelt!
Was Nachhaltigkeit und versteckte Preiserhöhungen miteinander zu tun haben, zeigen wir nächsten Monat.